Liebstoeckel
Geschichte:
Die Römer brachten den Liebstöckel aus Persien nach Europa. Dort war er zuerst vor allem in Nordeuropa beliebt und breitete sich erst später über ganz Europa aus.
Dioskurides nannte den Liebstöckel ligystikon und erklärte den Namen mit dem gehäuften Vorkommen in Ligurien. Dort wurde er als panakes (griech. für Allheilmittel) bezeichnet. Dioskurides schrieb ihm menstruationsfördernde Eigenschaften zu. Weiter meinte er: „Wurzel und Samen des Liebstöckel treiben den Harn und verhelfen Männern und Frauen nicht nur zu unkeuschen Gelüsten, sie tun es auch mit Begierde und Wonnen hernach.“
Plinius nannte es ligusticum und Hildegard von Bingen nannte es lubestuckel. Sie empfahl den Liebstöckel gegen Husten, geschwollene Halsdrüsen und Lungenschmerzen sowie gegen die Wassersucht.
Der Abt Walafrid Strabo schrieb um 840 in seinem Hortulus:
“Liebstöckel, kräftiges Kraut, dich zu nennen im duftenden Dickicht, Heisst mich die Liebe, mit der ich im Gärtchen alles umfasse. Zwar durch Saft und Geruch, so glaubt man, soll diese Pflanze Schaden den Zwillingssternen der Augen und Blindheit bewirken. Aber die kleinen Samen der Pflanze pflegen doch manchmal als Beisatz Andrer Arznei durch fremdes Verdienst sich Lob zu erwerben.”
Wie der Liebstöckel zum Namen Maggikraut kam
1886 erfand Julius Maggi die berühmte Maggi-Suppenwürze, deren Geschmack an den des Liebstöckels erinnert und darum diesem den Übernamen Maggikraut gab. Obwohl in der Suppenwürze allerhand, aber kein Liebstöckel drin ist.
Heute wird das Kraut noch in verschiedenen Schnäpsen oder Tropfenmischungen zur Förderung der Verdauung eingesetzt.
Liebstoeckel und der Aberglaube:
Wegen seines Namens spielte der Liebstöckel früher eine große Rolle als Liebeszauber. Aus den Wurzeln, welche an Johanni (altgermanisches Fruchtbarkeitsfest) ausgegraben und an Mariä Himmelfahrt in der Kirche geweiht wurden, wurden Liebestränke gebraut. Die Mädchen trugen das Kraut am Busen um damit den Liebsten zu betören. Die jungen Männer wiederum glaubten, dass das Kraut sie für das weibliche Geschlecht unwiderstehlich mache.
Ein Absud aus Wurzeln und Blättern sollte unters Badewasser gemischt, dem Liebsten „einheizen“...
Es hieß, dass Mädchen, die am Siebenbrüdertag (10. Juli) Liebstöckel kauen würden, noch im selben Jahr heiraten und Mutter von sieben Söhnen werden würden.
An Mariä Himmelfahrt ans Kreuz gebunden sollte der Liebstöckel einen das ganze Jahr vor Rückenschmerzen bewahren. Natürlich gehörte er auch und gehört immer noch in den traditionellen Kräuterbuschen, der zu Mariä Himmelfahrt geweiht wird.
Früher legten Reisende Liebstöckel-Blätter in die Schuhe, um die müden Füße zu erfrischen. Liebstöckel war auch ein wichtiger Bestandteil eines belieben Stärkungsmittel, welches in den Gasthöfen unterwegs angeboten wurde.
Das Öl der Samen wurde auf die Fusssohlen gestrichen und sollte die Schlangen schrecken und so vor Schlangenbissen schützen.
Sogar Hexen konnte man erkennen, wenn man Liebstöckel in der Karfreitagsnacht unter Anrufung der heiligen Dreifaltigkeit vergrub und später dann auf sich trug. Beim Vieh sollte es unters Futter gemischt den Milchfluss begünstigen.
Pflanze:
Trotz ihres Herkunftsgebietes ist der ausdauernde und mehrjährige Liebstöckel eine relativ winterfeste Pflanze, die Temperaturen bis zu -15 °C verträgt. Die Pflanze erreicht bei guter Pflege und optimalen Standortbedingungen Wuchshöhen bis zu 2 Meter. Im Heimatgebiet in Vorderasien wurden auch Exemplare bis zu 2,50 Meter berichtet. Der Liebstöckel bildet dichte knollige Wurzelteile aus, die als Rhizom bezeichnet werden. Diese Rhizome sind eine unterirdische Verlängerung der Sprossache, dienen als Überdauerungsorgane und haben mit der eigentlichen Wurzel nichts zu tun.
Die meist hellgrünen Blätter des Liebstöckels sind markant gefiedert und gesägt. Die unteren Blätter sind deutlich stärker gefiedert als die nach oben zulaufenden Blätter. Die unteren Blätter sitzen auf einen Stil, wohingegen sich die oberen Blätter direkt auf den Stängeln befinden. Die Blätter haben einen auffälligen Blattglanz. Die Blätter sind verhältnismäßig groß.
Die meist gelben bis gelbgrünen Blüten des Liebstöckels wachsen in Doppeldolden. Auf jeder Dolde sitzen bis zu elf Blüten. Das Kraut hat eine relativ kurze Blütezeit, die zwischen Juli und August zu erwarten ist.
Aus den Blüten entwickeln sich die für viele Doldenblütler typischen Früchte, die als Doppelachäne bezeichnet werden. Diese besteht aus zwei Teilfrüchten, die jeweils einen flachen, bräunlichen und deutlich strukturierten Samen.
Verwendung/Wirkung/Anwendung:
Um Probleme im Bereich des Magens und Darms zu beheben, z.B. Appetitlosigkeit und Verstopfung, wird entweder ein Tee getrunken und die Blätter gegessen.
Bewährt hat sich Liebstöckel jedoch vor allem bei Blasenentzündungen und Harnwegsinfekten, da das Kraut nicht nur entzündungshemmend ist, sondern auch harntreibend wirkt. An dieser Stelle ist Vorsicht für Personen angebracht, die unter Nierenkrankheiten leiden, und sollten Rücksprache mit dem Arzt halten, ob eine Entwässerungskur mit Liebstöckel empfehlenswert ist.
Liebstöckel ist auch in der Frauenheilkunde nicht unbekannt, da sich die krampflösenden und anregenden Inhaltsstoffe vom Maggikraut positiv auf Menstruationsschmerzen auswirken – Gründe, weshalb ein weiteres Synonym für Liebstöckel Gebärmutterkraut heißt. Schwangere sollten aufgrund der durchblutungsfördernden und entkrampfenden Wirkung auf den übermäßigen Verzehr von Liebstöckel verzichten. Teilweise kommt Liebstöckel zum Zeitpunkt der Entbindung bei einigen Hebammen zum Einsatz, um die Geburt zu unterstützen.
Auch bei Hautproblemen verspricht Liebstöckel Abhilfe. Ekzeme und Pickel werden mit Tinkturen aus Liebstöckel behandelt. Außerdem wird Liebstöckel in der Phytotherapie für die Behandlung von Gicht und Rheuma eingesetzt.
In alten Kräuterbüchern, so z.B. im Gart der Gesundheit, wurde der Liebstöckel zur Stärkung, aber auch als Mittel verwendet, welche „die todte geburt außtreibet“. Im besagten Buch, wurde besonders auf die Anwendung der Liebstöckel-Samen eingegangen, denen ein hoher medizinischer Nutzen nachgesagt wurde. Aber auch das Kraut selbst fand Erwähnung. U.a. wurde ein Liebstöckelbad gegen Schweißausbrüche empfohlen. Als Wein in Kombination mit Kümmel wurde berichtet, dass dieser „ein guten magen“ und „die bösen winde aus dem darme“ vertreibt.
Hinweis/Gegenanzeigen:Liebstöckel sollte in der Schwangerschaft gemieden werden. Menschen, die ein konkretes Nierenleiden haben, sollten Liebstöckel nicht verwenden, da sich das Nierengewebe bei eingeschränkter Nierenfunktion entzünden kann. Das Kraut enthält zudem so genannte Fucocumarine, die mitunter bei üppiger Sonneneinstrahlung Hautreizungen auslösen können.
Anwendung in der Küche:
Egal ob frisch oder getrocknet, Liebstöckel ist ein Würzkraut, das in jedem Kräuterschränkchen vorhanden sein sollte. Der intensive Geschmack rundet viele Gerichte ab. Und nebenbei hilft Maggikraut gegen eine Vielzahl von Verdauungsbeschwerden.
Liebstöckel ist intensiv und würzig, leicht bitter und lieblich zugleich. Wegen dem kräftigen Aroma ist Liebstöckel ein ausgezeichnetes Würzkraut für viele deftige Speisen, sowie für Fleischgerichte wie Tafelspitz, Geflügel und Fisch. Das Kraut harmoniert ganz hervorragend mit Knoblauch.
Für die Zubereitung in warmen Speisen empfiehlt es sich das Kraut erst gegen Ende des Kochens zuzufügen, da das Kraut sonst einiges von seinem kräftigen Aroma einbüßt. Zum kochen können sowohl getrocknete als auch frische Blätter verwendet werden.
Volksheilkunde:
Liebstöckel wird volkstümlich auch „Luststengel“ genannt, denn er ist ein wahrer Balsam für die Sinne. Sein Geruch ist sehr aromatisch und würzig. Die Würzkraft der Pflanze unterstützt nicht nur Verdauung und Entschlackung. In der Volksheilkunde findet man Liebstöckel häufig in traditionellen „Liebesgetränken“ zur Stärkung der Manneskraft.